Gottesdienst-Ordnung Oktober 2020

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ACHTUNG Terminänderung:  An Allerheiligen findet die Gräbersegnung in Fechingen um 14.00 Uhr statt.

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Der Kreuzweg der Hl. Kreuz Kirche in Güdingen

10. Station: Der Kleider beraubt

An der 10. Kreuzwegstation sehen wir ein besonderes Objekt des Kunsthandwerkes. In der Form des Heiligen Rockes aus Trier hat eine Frauengruppe aus unserer Partnerdiözese Quibdo dieses Gewand in der indigenen „Mola-Kunst“ gefertigt. Die Mola-Kunst war ursprünglich eine Malerei auf der nackten Haut. Die verschiedenen Formen und Farben drückten Anlässe, Lebenslagen oder Feierlichkeiten aus. Nachdem christliche Missionare den Ureinwohnern verboten haben, nackt zu gehen, wollten diese nicht auf diese Kennzeichnungen verzichten und haben ihre Körperkunst auf die Kleidung übertragen. So konnten sie auch weiterhin ihre traditionellen Botschaften, die sie auf der Haut trugen, auf dem Körper tragen.

Die 10. Kreuzwegstation erinnert an die Entkleidung Jesu vor der Kreuzigung. So lesen wir im Evangelium, dass die Soldaten Jesus die Kleider abnahmen und unter sich verteilten. Um das ohne Naht gewebte Untergewand warfen sie das Los, um es nicht zerteilen zu müssen. Nach einer alten Trierer Tradition hat Kaiserin Helena dieses Gewand im 4. Jahrhundert aus Jerusalem nach Trier gebracht, wo es seitdem als Christus-Reliquie im Dom verehrt wird.

Aus Anlass der letzten Ausstellung des Heiligen Rockes 2012 hat eine indigene und afroamerikanische Frauengruppe aus Quibdo diesen „Heiligen Rock“ gestaltet und unserer Gemeinde geschenkt. Auf der einen Seite wollten sie auf diese Weise Anteil nehmen an dem großen Bistumsfest unserer Diözese, an dem sie sonst nicht teil-nehmen konnten. Auf der anderen Seite liegt in diesem Gewand auch eine kritische Botschaft: Jesus wurden zur Kreuzigung die Kleider weggenommen. Er wurde entblößt, bloßgestellt, beschämt. Hätte er seine „Kleider“, wie ursprünglich die indigenen Völker des Choco, als Mola auf der Haut getragen, hätte man ihn durch die Entblößung nicht beschämen können. So teilen sie mit ihm das Schicksal der Beschämung, weil man sie durch den Zwang zum Kleidertragen ebenso in ihrer Seele beschämt hat.