Freundschaft

 

Wie die Partnerschaft entstand

Im September 2000 veranstaltete das damalige Dekanat Brebach und die ev. Kirchengemeinden Brebach-Fechingen-Bliesransbach, Güdingen und Bübingen eine „Schwerpunktwoche: Menschenrechte – Christenpflicht!?“ In vielen verschiedenen Veranstaltungen wurde die Situation der Menschenrechte in den Ländern der sog. Dritten Welt, im ehemaligen Ostblock, aber auch in unserem eigenen Land thematisiert und beleuchtet. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei immer wieder auf die Verpflichtung von uns Christen gelegt, uns für die Einhaltung der Menschenrechte einzusetzen.

Aus Anlass dieser „Schwerpunktwoche“ waren Vertreter der Kommision „Justicia y paz“ der Kolumbianischen Ordensleute, der Kommision „Vida, Justicia y Paz“ der Diözese Quibdo in Kolumbien und der „Fundacion de Vida“ aus Bogota in unserem Dekanat zu Gast. Leiterin der kolumbianischen Delegation war die aus dem Saarland stammende Gemeinderreferentin Ursula Holzapfel, die seit 1981 in verschiedenen kirchlichen Entwicklungsprojekten in Kolumbien arbeitet und seit 1993 in der kirchl. Menschenrechtsarbeit tätig ist. Sie ist die Schwester des Pfarrers der Seelsorge-Gemeinschaft Bübingen, Güdingen und Brebach-Fechingen.

Die Eindrücke dieses Besuches haben dazu geführt, dass der Kontakt zwischen der Seelsorge-Gemeinschaft und den Gästen aus Kolumbien weiter aufrecht gehalten wurde und weitere, neue und wertvolle Impulse fand. So konnten durch verschiedene Aktionen und Veranstaltungen immer wieder Zeichen der Solidarität der Mitglieder der Seelsorge-Gemeinschaft mit Ihren Schwestern und Brüdern in der Diözese Quibdo gesetzt werden. Ein stetiger Austausch, sowie Besuche von Mitarbeitern der Diözese Quibdo in unseren Pfarreien und besonders die Besuche von Bischof Fidel Leon Cadavid Marin von Quibdo 2002 und 2004, sowie die Besuche von Pfarrer Holzapfel und weiteren Mitarbeitern der Seelsorge-Gemeinschaft und des Dekanates in Kolumbien haben die Kontakte intensiviert. So ist inzwischen das Gefühl einer wirklichen Freundschaft entstanden.

Was in der Freundschaft geschieht

Freundschaften leben von der Begegnung, deshalb ist die Begegnung ein Schwerpunkt unserer Arbeit. Immer wieder lädt die Pfarrei Gäste aus der Diözese Quibdo ein (z.B. Weltjugendtag, Katholikentag, Gemeindefest, ökumenetag…). Gemeinsam mit unseren Gästen gestalten wir diese Festtage und geben darüber hinaus mit besonderen Veranstaltungen immer wieder Gelegenheit, unsere Freunde und ihre Lebenssituationen besser kennen zu lernen. Hauptamtliche Mitarbeiter unserer Pfarrei fahren auch regelmäßig zu Gegenbesuchen nach Kolumbien. Im Frühjahr 2008 war eine Gemeindereise nach Quibdo, um an den Feierlichkeiten zum Einhundertjährigen Bestehen der Diözese Quibdo teilzunehmen.

Durch diese Begegnungen, durch den Austausch von Grüßen an den kirchlichen Festen und durch regelmäßige Berichte über die gegenwärtigen Situationen nehmen wir am Leben unserer Freunde teil und lassen auch sie an unseren Leben teilnehmen.

Wenn die Umstände es erfordern, setzen wir uns durch öffentlichkeitsarbeit, durch Brief- und Unterschriftenaktionen für die Menschen im Choco ein und versuchen, ihre Lebensbedingungen mit allen zu Gebote stehenden Mittel zu verbessern. Dazu gehört natürlich auch die finanzielle Unterstützung, besonders der kirchlichen Menschenrechtsarbeit der Diözese Quibdo.

Darüber hinaus pflegen die Kindergärten unserer Pfarrei eine direkte Partnerschaft mit Kindergärten und Schulen in Kolumbien und auch unsere Sternsinger haben ein festes Partnerschaftsprojekt dort.

Für die Menschen unserer Pfarrei hat sich durch diese Freundschaft vieles verändert. Berichte, die wir aus den Nachrichten kennen, haben konkrete Gesichter bekommen. Hilfe, die wir leisten können und wollen, hat ein direktes Gegenüber und wird so auch für uns spürbar. So wird auch unsere eigene Lebenssituation eingebunden.

Durch die vielen kulturellen Begegnungen und die gemeinsame Feier des Glaubens haben wir eine neue Sicht auf das Leben bekommen und sind so selbst reicher geworden.

Das Mahnmal vor dem Pfarrhaus Brebach

Zum Abschluß der „Schwerpunktwoche: Menschenrechte – Christenpflicht“ im Jahr 2000 wurde vor dem Brebacher Pfarrhaus ein Mahnmal zum Gedenken an die Gewaltopfer Kolumbiens errichtet. Dieses Baumkreuz sollte für ein Jahr dort seinen Platz haben und im September 2001 wieder abgebaut werden. Die damaligen Ereignisse in New York machten diesen Abbau aber unmöglich. Immer wieder brachten Gemeindemitglieder Kerzen und Blumen, um an das Leiden so vieler unschuldiger Menschen zu erinnern. Da aber dieses Baumkreuz nur für ein Jahr geplant war, war es inzwischen stark verwittert und unansehnlich geworden, so dass es der Würde seiner Bedeutung nicht mehr entsprach. So wurde zu Pfingsten 2004 ein neues Mahnmal errichtet und von Bischof Fidel nach dem gemeinsamen Pfingstgottesdienst eingesegnet. Es erinnert an das große Massaker am 2. Mai 2002 in Bellavista in der Diözese Quibdo und schließt darüber hinaus das Gedenken an alle Gewaltopfer des 40jährigen Krieges in Kolumbien ein.

Der 2. Mai 2002

Am 1.Mai 2002 um 6 Uhr morgens fällt die FARC in die Gemeinde Vigia del Fuerte ein und greift ein Boot der Paramilitärs an. Damit beginnen die Kämpfe der FARC gegen die Paramilitärs, von Vigia del Fuerte aus in Richtung Bellavista.

Die Zivilbevölkerung flüchtet sich in die katholische Kirche, das Pfarrhaus und ein Haus von Missionsschwestern. Dort bleiben die Menschen bis zum 2. Mai. Die Paramilitärs nehmen im Zentrum der Gemeinde Bellavista Stellung und konzentrieren ihre Truppen im direkten Zentrum, um die Kirche und das Gesundheitszentrum herum, gegenüber und unter dem Haus der Missionsschwestern. Am 2. Mai, gegen 10:25 Uhr, inmitten der bewaffneten Auseinandersetzungen, schleudert die FARC einen Sprengkörper, der im Innenraum der katholischen Kirche von Bellavista landet. Die Explosion hat folgendes Ergebnis:
* 117 tote Zivilpersonen, Frauen und Männer, 40% davon minderjährig;
* 19 Schwerverletzte, die später in die Stadt Medellin gebracht werden;
* ca. 95 Personen mit leichteren Verletzungen, die im Krankenhaus von Vigia del Fuerte behandelt werden.

Im Anschluß an die sich bis zum 6. Mai hinziehenden Kämpfe flüchten viele Bewohner von Bellavista ganz aus der Region und leben seit dem als Flüchtlinge im eigenen Land in Flüchtlingslagern in Quibdo. Ihre einzige Hilfe finden sie in der Kirche. Der Bischof und die Mitarbeiter der Diözese Quibdo haben sich eindeutig auf ihre Seite gestellt. Unsere Seelsorge-Gemeinschaft unterstützt sie dabei.

„Unidos en la esperanza“

„Vereint in der Hoffnung“