Ein Rose für jeden Drogentoten

Drogentoten-Gedenktag

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In jedem Jahr gibt es den Drogentotengedenktag. Im besonderen Rahmen wird an die Drogentoten des vergangenen Jahres erinnert. In diesem Jahr war der Gedenktag am Donnerstag, dem 21. Juli. Als Gemeindereferent war ich angefragt, die Gestaltung zu übernehmen.

Die Zahl der Drogentoten steigt

Dieses Jahr war das Thema die traurige Tatsache, dass die Zahl der Drogentoten zunimmt. Im Drogenhilfezentrum Saarbrücken war dies an der besonderen Gestaltung zu sehen. Auf einem Tisch waren Rahmen mit Bildern oder Namen von verstorbenen Menschen aufgestellt, die im Drogenhilfezentrum persönlich bekannt waren. Dahinter waren alle Drogentoten vom Saarland mit Namen auf zwei Plakaten aufgelistet. Eine lange Liste.

Bilder und Namen erinnern an die Toten
Ein Tisch mit Bildern und Namen erinnert an die Drogentoten

Einzelne Schicksale

Durch die Namen und die Fotos wurde die Statistik aus der Anonymität heraus geholt. Das sind konkrete Menschen und nicht nur Zahlen. Menschen, die jede und jeder ein eigenes Schicksal hatten. Menschen, die ihre Zuflucht in Drogen gesucht hatten, als sie nicht mehr weiter wussten, als sie sich einen Lichtblick in dunkler Zeit versprachen. Letztlich sind es die Schwachen, die Verwundbaren, die an einer harten Gesellschaft scheitern.

Diese Menschen sind es wert, dass sich ihrer erinnert wird. Sie sind es wert, dass sie nicht vergessen werden. Es war sehr berührend, wie die Besucher und Besucherinnen des Drogenhilfezentrums diese Feier mitgestaltet haben. Dieses Gedenken war ein Abschied und gleichzeitig steckte darin die unausgesprochene Frage: Wie geht es mit mir weiter? Wie sieht mein eigenes Leben in Zukunft aus? Sterbe ich auch so – oder finde ich einen Weg zum Leben?

Für jeden Verstorbenen wurde eine Rose mit seinem/ihrem Namen in eine Schale in der Mitte gelegt und damit ausdrücklich dieses Menschen gedacht. Eine Rose als Zeichen der Hoffnung: Hoffnung auf ein besseres Leben im Himmel, aber auch Hoffnung für die Lebenden, dass sie weiter leben können und ihre Situation verbessern können. Dass nicht sie es sind, für die im nächsten Jahr eine Rose in die Mitte gelegt wird.

Ein Rose für jeden Drogentoten
Eine Rose für jede/n Drogentote/n

Niederschwellige Hilfen

Das Drogenhilfezentrum bietet diesen Menschen einfache, niederschwellige Hilfen, damit sie ihren Alltag meistern können. Ein Raum zum durchatmen, um zur Ruhe zu kommen. Vielleicht auch ein Raum, in dem sich der Plan zum Ausstieg angehen lässt. Diese Hilfen sind sehr wertvoll, denn sie helfen den Schwachen und bieten ihnen eine Perspektive in ihrer schwierigen Lebenssituation. Seit vielen Jahren wird hier Menschen geholfen.

Barmherzigkeit

Wir Katholiken haben zur Zeit das vom Papst aufgerufene Jahr der Barmherzigkeit. Was im Drogenhilfezentrum geschieht ist Barmherzigkeit. Es geht nicht in erster Linie um das große Ziel, möglichst viele Menschen von den Drogen wegzuholen. Das Wegkommen von der Drogenabhängigkeit ist ein langer und mühsamer Prozess, den viele gar nicht schaffen. Andere brauchen viele Anläufe, bis sie so weit gelangen. Aber was nutzt dieser lange Weg, wenn man mittendrin stirbt? Auch deshalb ist die kleine Hilfe so wichtig: Sie hilft, zu überleben. Und immer wieder neu anzufangen.

Ich arbeite in einer Pfarrei, die den Heiligen Martin als Patron hat. Heutzutage könnte der Bettler von damals einer der Besucher des Drogenhilfezentrums sein.

Mich hat diese Gedenkfeier sehr nachdenklich gemacht.

Helmut Willems, Gemeindereferent